Sturmglanz "Waldesland" Sampler

Direkt von Sturmglanz (Webzine, Label und Shop in einem!) erhielt ich diesen "Waldesland" genannten Sampler. Die Idee eine Rezension zu einem Sampler zu verfassen reizte, und so kam es letztlich zu der folgenden Tonträgerkritik.

Den Anfang macht Myrkrith mit dem Titel "Winterreise", einem klassisch angehauchten Pianostück mit viel wechselhafter Melodie und ohne metallischen Einschlag. Die Komposition ist anspruchsvoll und harmonisch, aber nicht hektisch, der Klang wirkt natürlich und ist gleichwohl fernab großer Lautstärkeschwankungen. Dieser recht neoklassische Beitrag stammt aus der Pfalz von Rouven Routh und braucht sich eigentlich nicht im Untergrund zu verstecken. Stellenweise wird es hier sogar recht energisch aber ohne Ausfallerscheinungen. Trotz den Lobpreisungen zu diesem Stück ist es NICHT auf dem im Jahre 2009 erschienenen und limitiereten Album namens "Von Innerwelten" vertreten. Für 10 € gibt es das Album bei dem Künstler selbst und "Naturmacht Productions" zu bestellen, natürlich sofern noch Exemplare verfügbar sind.

Skilfingar aus Sachsen/Deutschland rücken mit "Muspelsheimr" an die zweite Stelle dieses Gemeinschaftstonträgers. Bereits im Jahre 2010 hatte sich die Gruppierung aufgelöst, dennoch schaffte es dieser Titel dennoch in diese Kompilation. Geboten wird extremer Metal mit Wikinger-Einflüssen, schnell, aggressiv und dennoch mit etwas Melodie im Gepäck. Eine saubere Produktion und abwechslungsreiches Schlagzeug fallen als erstes auf, danach drängt sich einem geradezu ein unterstützendes Tasteninstrument in die Ohren. Wer sich etwas in nordischer Mythologie auskennt, wird wohl schon erkannt haben, dass es sich bei diesem Stück um einen deutschsprachigen Beitrag über "Muspelheim" handelt. Im Gesamteindruck wirklich nicht übel!

Aus dem Berliner Untergrund kommt die 3-Mann-Gruppe "Botritis Cinerea" und stellt das Stück "The Burning Slave Mask" von ihrer gleichnamigen Demonstration aus dem Jahre 2009 zur Verfügung. Beim ersten Hören drängt sich der Begriff "Hasserfülltes Geboltze" auf. Gekeifte Stimme mit etwas Hall, schnelle Gitarren und rumpelndes Schlagzeug erfüllen das Stück. Ein klarer Kurs, der für die gesamte Spielzeit von etwa drei Minuten beibehalten wird. Besonders interessant für Anhänger des Untergrunds!

"Dechristianisierung Europas" nennt sich das nun folgende aus Österreich stammende Projekt. Schon am Namen wird klar, das hier wenig Freundlichkeit zu abrahamistischer Religion an den Tag gelegt wird und es entsprechend schwarzmetallisch zu Werke geht. "Soweit die Füße tragen" glänzt mit schnellen Gitarrenmelodien, die wenig entfernt an Nargaroth erinnern, die Stimmarbeit ist recht üblich in gekeiftem und mit Hall unterlegtem Krächzen ausgeführt. Im Tieftonbereich klingt das Drumset etwas dünn. Genrefanatiker werden sich daran aber überhaupt nicht stören, Gelegenheitshörern dürfte dieser Umstand auch nicht zu schwer auf die Ohren schlagen. Ein Bassinstrument hört man hier scheinbar nicht, aber das Fehlen fällt auch nicht weiter störend auf, da der klangliche Spielraum gut genutzt wurde. Mit diesem Stück ist etwas für die Puristen des schwarzmetallischen Untergrunds beigesteuert worden.

Nordrhein Westfalen/Deutschland ist die Heimat von Faulen. Unbekannt ist die Band vielen wohl nicht mehr, umfasst der Katalog doch schon fünf Splits, zwei EP's, eine Demo und ein Album. "Seelenwanderung" war bereits auf einer der angesprochenen Splits - und zwar der von der Bleichmond Tondschmiede verlegten "Für die Ewigkeit" zusammen mit Misanthrop, Moloch und Nebelkrieg - veröffentlicht. Wer den Titel bereits gehört hat weiß, dass ein misanthropischer, schmerz- und peinerfüllter Klang das gesamte Stück erfüllt. Sogar wird dem größten Teil der Komposition die akkustische Gitarre zur Verfügung gestellt, dies recht melodisch aber mit größtem Augenmerk auf (harmonisierende) Begleitakkorde. Wie bereits angedeutet besteht die Gesangtechnik überwiegend aus einem distanziertem, krächzendem Jammern und Wehklagen. Ohne große Abwechslung wird der Klangcharakter von Anfang bis zum Ende wie eine Rasierklinge durch Haut gezogen. Fazit: Eher ruhig und eindeutig mit depressivem Einschlag.

Auch die ukrainischen Moloch boten eines der Stücke von der oben erwähnten "Für die Ewigkeit"-Split an, und zwar den zweiten Teil von "Ein düsterer Winter kommt". Mit sehr hartem Gitarrenspiel an der obersten Grenze des Verzerrungsrahmens erkämpft sich "Ein düsterer Winter kommt II" seinen Platz auf diesem Tonträger. Ein Bass-Instrument sucht man hier vergeblich, es sei denn man zählt die hervorgehobene Bass-Drum dazu. Dennoch macht sich das im Gesamtstück - ähnlich wie bei "Dechristianisierung Europas" - nicht negativ bemerkbar, da das Klangbild (recht) voll ausgefüllt ist. Auffallend ist, dass die E-Gitarren eher als Fundament für das vorherrschende - aber synthesizerlose - musikalische Ambiente dienen. Zwar darf man dem Werk auch einen gewissen depressiven Einschlag anrechnen, doch stimmlich wird hier nur wenig gejammert, gekrischen oder auch geächzt sondern an erste Stelle in ganz simpler Manier Textpassagen praktisch vorgelesen. Umschreiben könnte man den Stil als langsamer, düsterer Black Metal mit atmosphärischem Einschlag.

"Heldenblut" nennt sich das nun begeisteuerte Stück der aus Nordrhein-Westfalen stammenden Death/Black-Metal Band Valcyrion, welche ein gleichnamiges Demo im vorigen Jahre veröffentlicht hat (natürlich ist dieser Titel hier auch enthalten gewesen). Episch anmutend und nicht zu einseitig wirkt dieser Titel. Der Anfang wird gemacht von einer elektrischen Gitarre mit Chorus-Effekt, dier aber wirklich nur kurze Zeit alleine im Vordergrund steht - eben als Schlüsselstück des Intros. Melodien wurden an passenden Stellen eingestreut, eine kleine Prise Keyboard bereichert aus der Deckung heraus und das Schlagzeug punktet mit einem recht natürlichen, "kicklastigem" Sound. Vokalarbeiter und Gitarrist Nils verlässt sich meist auf ein heiseres Gekreische. Abwechslung wird auch geboten, denn zu Beginn ist es ruhig, dann im Tempo etwas vorpreschend, plötzlich eine kurze Weile eher schleppend, erneut gezügeltes Tempo zu einem Gitarrensolo und letztlich wird zum Ende hin noch einmal Gas gegeben. Soll heissen: Klanglich fehlt hier nichts, ein grimm-melodisches und monumental angehauchtes und bestimmt für das Live-Publikum ansprechendes Stück wurde in ein digitales Format gebracht.

Erneut eine Gruppierung aus Deutschland sind bzw. ist "Wulfgar", schon seit dem Jahre 2005 existent werden unter dem eigenen Pseudonym und mit Hilfe gelegentlicher Gastmusikern Klänge aufgespielt und veröffentlicht. Der hier begeisteuerte Titel "Ewigkeit des Übels" stammt im Ursprung vom gleichnamigen Album, welches bereits im Jahre 2007 auf die Welt losgelassen wurde. Vom Intro her erwartet man wirklich etwas aus dem Untergrund, denn die Gitarren (welche während der Einleitung am präsentesten sind) wirken doch etwas fern, näher (und interessanter vorgespielt) ist da schon der Bass, der sich aber lautstärketechnisch im Hintergrund bewegt. Das Schlagzeug klingt elektronisch aber zum Besseren hin nachbearbeitet. Grimm und trotzig klingend wird die Stimme präsentiert. Aufbautechnisch gibt es neben Tempowechseln wenig Überraschung. Besser präsentiert hätte sich das Werk - das durchaus in Ordnung ist - mit anderer Abmischung, die Gitarren lauter, vielleicht dem Schlagzeug noch etwas Hall, der Stimme mehr Präsenz.

Nach den beiden deutschen Gruppen "Valcyrion" und "Wulfgar" geht es nun wieder etwas weiter in die Ferne, es folgt Tonkunst von "Garden of Grief", einem österreichischen Projekt von Boronian Sturmfels. Wer in jüngster Zeit öfter mal den Weg zu unserer Netzseite gefunden hat, dürfte den Namen schon ein- oder mehrere male gesehen haben. Das Werk "In Dorso Corvi Divini" bewegt sich abermals im Bereiche des atmosphärischen Schwarzmetalls. Treibendes und nicht zu präsentes Schlagzeug trommelt neben melodischem, natürlich ordentlich verzerrtem Gitarrenspiel und einer zwar an die Gitarrenspur angelehnten aber dennoch eigenständigen Bassspur. Zwischen den einzelnen Wechseln im Klang zieht sich das Stück in gewissem Maße, geht jedoch immer passend zu dem gebotenen Textwerk auf. Hier wurde wirklich nichts falsch gemacht.

Ebenfalls aus Österreich stammen die Schwarzmetaller "Ketelens' Brukke" aus Styria (auch bekannt als die Steiermark). Schon zu Beginn macht das Stück den Eindruck einer atmosphärischen, schleppenden Komposition, stellenweise dröhnend und übel. Roh und doch ausgeglichen mag die Devise bei der Aufnahme gewesen sein. Fast acht Minuten Spielzeit die auch etwas Abwechslung enthalten sind in dieser Spur vorhanden, so wird zum Beispiel von dem eher schleppenden Strophenteil öfter zu Zwischenriffs mit einigen etwas flotteren Double Bass-Attacken geführt. Ein wirklich gutes Stück mit einem markanten Einschlag der alten Schule, Geschwindigkeitsfanatiker könnten sich jedoch etwas mehr Tempo wünschen.

Die "musikalische Weltreise" wird mit "Gods of Germania" aus Argentinien nun wieder etwas deutlicher. Ebenfalls bei der "Bleichmond Tonschmiede" tätig stellte die Band das Stück "Ermen" aus der 2010er Demo "Germanic Genesis Glorification" für diese Kompilation zur Verfügung. Die Produktion nimmt etwas Abstand von Veröffentlichungen a la "Nuclear Blast" oder hochgejubelten Publikumslieblingen, bleibt trotz einer gewissen "dumpfen Düsternis" recht transparent. Die Lautstärke betreffend wurden hier gute Anpassungen vorgenommen, lediglich das symphonisch angehauchte Keyboardspiel drängt sich häufig in den Vordergrund und lässt die etwas krächzenden Gitarren und das Trommelmassaker im Hintergrund zurück. Stimmlich wird in etwa geboten, was man erwartet: eine kratzige Stimme fernab großen Gekreisches mit stückweisen Übergängen zu einer tieferen Erzählstimme. Keine schlechte Komposition.

Abermals geht es nach Deutschland, genauer gesagt in Richtung der Stadt Koblenz, aus der das aus den Musikern "Varulv", "Hrothgar" und "Herr Suizid" bestehende Projekt "Winterblood" seine düst're Klangkunst verströmt. Düster? Im ersten Moment wird man eher an ein Stück aus dem Bereich des "Depressive Rock" erinnert, doch die bald einsetzenden, scharfen Gitarrenspuren lenken das Stück dann in eine etwas andere Richtung. Bassfreunde haben Grund zur Freude, dem Tieftöner wurde hier ein guter Platz in der Abmischung eingeräumt. Manchmal klingen die hervorgebrachten Töne jedoch etwas trottend und lustlos. Schlagzeugtechnisch orientiert sich die Komposition eher an einem langsameren Takt, so dass eine eher "doomige" Gesamtstimmung vorherrscht.

Zum Abschluß kommt noch ein Beitrag aus Rußland, Orel um genau zu sein. Die sehr aktive Gruppe namens "Lycanthropy" hat innerhalb der Jahre 2008 bis 2011 ganze drei EP's veröffentlicht, dazu kommen die viel merklicheren vier Alben voller Länge, zwei Sammelwerke und eine Splitveröffentlichung. Wie man bereits der Titelliste entnehmen kann, ist dies keine völlige Eigenkomposition sondern eine Coverfassung nach einem Original der russischen Band "Ashen Light". verzerrte, tiefe Stimme, Instrumente auffällig stark im Hintergrund, so beginnt es hier. Auch nach dem Aussetzen der Erzählstimme bleiben die Instrumente auf dem gleichen eher leisen Lautstärkeniveau, gewinnen aber natürlich ohne den übertönenden Spracheinsatz etwas mehr an Präsenz. Musikalisch absolut einwandfrei gespielt, lediglich in der Abmischung hätten noch einige wenige Veränderungen vorgenommen werden können - an Gefallen verliert der Titel trotz kleinerer Mankos wie diesem nicht.

Geliefert wird der Sampler in einem ansprechend entworfenen Digipack-Pappschuber, der sich auch unter einer CD-Sammlung optisch gut macht. Der eigentliche Tonträger ist allerdings lediglich ein gebrannter und beschrifteter CD-Rohling. Mit der Strukturierung der Musiktitel steht alles zum Besten, Myrkrith's eher ruhiges Stück macht sich am Anfang sehr gut, darauf folgt aggressiver Metal. Eine weitere Ruhepause gibt es nicht. Stille herrscht erst wieder, nachdem die Kompilation nach dem Stück der Band "Lycanthropy" in seiner Gänze durchgespielt wurde. Die Spielzeit ist bei über einer Stunde angesiedelt und somit erhält man Gegenwert für sein Geld. Erhältlich ist der Sampler natürlich bei Sturmglanz selbst. Preislich liegt der Silberling bei bezahlbaren 8 Euro.

Spurenliste:
01 Myrkrith - Winterreise (08:27)
02 Skilfingar - Muspelsheimr (04:17)
03 Botritis Cinerea - The Burning Slave Mark (02:54)
04 Dechristianisierung Europas - Soweit die Füße Tragen (03:41)
05 Faulen - Seelenwanderung (06:41)
06 Moloch - Ein Düsterer Winter Kommt II (04:52)
07 Valcyrion - Heldenblut (06:46)
08 Wulfgar - Ewigkeit des Übels (05:53)
09 Garden of Grief - In Dorso Corvi Divini (07:23)
10 Ketelens' Brukke - Unheilig zu Staub und Aschen (07:53)
11 Gods of Germania - Emen (08:50)
12 Winterblood - Todestrieb (04:07)
13 Lycanthropy - In Compassion To The Outcast (Ashen Light Cover - 05:38)

Subjektive Bewertung:
Unbewandert bin ich im Untergrund des extremen Metals wahrlich nicht, doch dieser Gemeinschaftstonträger konnte selbst mir noch einige bisher ungekannte Formationen offenbaren - und hat somit sicher auch seinen Zweck der Werbung voll erfüllt. Als persönliche Favoriten muss ich Myrkrith, Dechristianisierung Europas, Valcyrion und Garden of Grief nennen. Skilfingar und Ketelens' Brukke haben auch noch eine lobende Erwähnung verdient.

Erhältlichkeit:
erhältlich

Bekannte Erscheinungsformen:
CDR

15.06.11, M.V.