Nightforest Split - Winternight

Kurz nachdem ich das Material für die Garden of Grief/Nightforest Split Rezension erhalten hatte, wurde mir auch schon von "Taranis" eine Hörprobe zum kommenden und ersten Nightforest-Album in voller Länge zugeschickt. Erhältlich wird das Album in absehbarer Zeit über "Der neue Weg Promotion & Production" sein, es soll auch eine Veröffentlichung im Kasettenformat über die "Bleichmond Tonschmiede" folgen. Beides wird es wahrscheinlich nur in kleinerer Stückzahl geben, Interessenten sollten sich also die Bestellung schon einmal vormerken.

Nun aber zur Hauptsache, der Musik. Der erste Titel "Waldmystik" mit einer länge von etwa sieben Minuten beginnt mit dem Geräusch des Regens und langsam einsetzendem Wolfsgeheule. Also Intro mutet es dem "schon öfter gehört"-Schema an, dafür können Nightforest allerdings mit qualitativ guten Samples punkten. Man wird etwas an die Split mit "Garden of Grief" erinnert als sich eine unverzerrte E-Gitarre mit anheimelndem Chorus-Effekt dazumischt, eher hintergründig aber deutlich hörbar. Wieder einmal stellt sich die Frage, ob ein brachialer Umschwung des Weges kommt oder ob das Stück bei diesem "Introcharakter" bleibt.
Ja, der bisherige Kurs wird beibehalten; die Neugierde ist geweckt, aber nun muss es schon noch was auf die Ohren geben!

Ohne weitere Umscheife wird losgelegt, eine ausbalancierte Abmischung gepaart mit melodiösen Tremolo-Riffs macht sich dem geübten Hörer als Erstes bemerkbar. Sämtliche Stücke sind damit angereichert, bieten aber dennoch Abwechslung. Als Black Metal-Hörer kommt man eventuell nicht umhin sich zu fragen, ob ein Album Abwechslung bietet und ob man diese überhaupt will oder doch lieber klassisch zu geradliniger Düstermusik greift. Wie verhält sich "Winternight" denn nun dem gegenüber? Mit "Waldmystik" & "Wilderness" hat man ambientlastige Stücke, "A Lost Forgotten Path" legt den Schwerpunkt darauf, mit unverzerrten Tönen und ohne Gedresche aufzulockern und "Noreia's Call" wirkt etwas näher am traditionellen Black Metal orientiert. Der überwiegende Teil der Veröffentlichung ist eindeutig in die Richtung melodischen Schwarzmetalls zu zählen. Die üblichen Blast-Beats sind vorhanden, teils sehr schnelle Double-Bass Passagen mit hin und wieder spielerischem Charakter ebenfalls. Schnelles Gitarrenspiel ist ohnehin ein Muss, merkbar langsam wird es im Bereich der Saitenquäler nur beim Einsatz unverzerrter Klänge. Nur zu oft wird der Bass in den Hintergrund gedrängt, doch hier ist er zu vernehmen, zwar nicht an vorderster Front aber ein merkliches Bassfundament ist vorhanden. Letztlich wird man aber nur mit einem Subwoofer in den vollen Genuss der tiefen Saitenklänge kommen. Die Stimme wird zum größten Teil eher in üblichem Stil in boshaft-krächzender und keifender Manier eingebracht.

Dem zur Verfügung gestellten Textmaterial lässt sich leicht entnehmen, welche Themen im Vordergrund stehen: Hinweise UNTER ANDEREM auf das germanisch-keltische Heidentum (siehe Noreia's Call), die Heimat der Gruppierung (ebenfalls Noreia's Call/Noricum), Schmerz und negative Emotionen, das Altertum und Ahnenkult mit einem gelegentlichen Seitenhieb auf das verschmähte Christentum. Etwas mehr dichterische Freiheit hätte dem Textwerk nicht geschadet, aber es präsententiert sich keinesfalls abschreckend.

Im Vergleich mit dem Material, welches die Gruppierung auf der vorhergehenden Gemeinschaftsveröffentlichung bot wurde hier mehr auf einen gleichmäßigen Lautstärke- und Klangpegel Wert gelegt. Ingesamt wurde der akkustische Spielraum wesentlich besser genutzt, was ein volleres Klangbild zur Folge hatte. Insgesamt wird in dieser Hinsicht deutlich, dass die Vorzüge moderner Klangbearbeitung genutzt wurden ohne die Dynamik zu Grunde zu richten.

Spurenliste:
01 Waldmystik (07:08)
02 Moonlight (06:14)
03 Wilderness (01:36)
04 From A Sea... (04:38)
05 A Lost Forgotten Path (02:31)
06 Noreia's Call (04:17)
07 Your Hell (05:15)
08 Winternight (04:07)
09 Halls of Ancestors (05:52)
10 Cryptic Everglade (02:58)
11 An Inner Pain (03:21)
12 Outro (01:42)

Subjektive Bewertung:
Was ich persönlich vermisste, war ein "richtiger" Titel in deutscher Sprache. Lediglich "Waldmystik" war nicht der englischen Sprache zugehörig, enthielt aber keine Lyrik. Das Album ist gemacht für Hörer, die ihre Tonkunst melodiös und nicht zu einseitig aber trotzdem düster und mit einem ständigen Hauch von Aggressivität bevorzugen. Für mich ein Album, über das man nicht meckern kann! Wer meinem Urteil nicht trauen sollte kann sich gerne selbst überzeugen, z.B. über die Myspace-Seite oder nach dem Kauf des Albums. Man darf gespannt sein, was es von Nightforest weiterhin zu hören gibt, weiteren Veröffentlichungen werde ich auf jeden Fall interessiert gegenüber stehen.

Erhältlichkeit:
in Bälde erhältlich

Bekannte Erscheinungsformen:
voraussichtlich CD & MC

14.03.11, M.V.