Garden of Grief/Nightforest Split - The Eternal Path of Sorrow

Diese Rezension beschäftigt sich mit der im Jahre 2010 erschienen Split von "Garden of Grief" und "Nightforest", beides Bands aus den österreichischen Breitengeraden. Viele "Gemeinschaftsveröffentlichungen" erscheinen gerne auf althergebrachten Formaten (MC, jedoch wesentlich häufiger 7" Schallplatten), nicht jedoch diese hier. Warum? Nun, beide Kapellen steuern jeweils ein Lied bei, welches eine Spielzeit von über einer halben Stunde erreicht. Sicherlich, das hätte auch auf eine LP gepasst, letztlich landete es dennoch auf einer CD unter dem Label "Der neue Weg".

Der Einstieg in die "Seite" von "Garden of Grief" wirkt sehr bekannt (rauschender Wind und scheinbar ein prasselndes Feuer), bevor es eher ungewohnt ein Wirrwarr aus Liedausschnitten - teils feierlich scheinend, teils eher traditionell/religiöser Richtung entstammend. Dann Schlachtgetümmel, jubelnde, gröhlende Horden, Schwertkampf. Gewitter.
Nach ungefähr 3 1/2 Minuten setzt dann eine von Chorus-Effekt gestützte, "clean" aufgenommene Gitarre hinzu und fügt sich in die mittlerweile gemäßigteren Naturgeräusche (zu dieser Zeit dann auch Regen) ein. Eine Flötenspur bringt sich mit ein und es wird dem Hörer eine etwas hypnotischere Darbietung zu Gehör geführt. Eine Rezitation, monströses Dröhnen (hier vielleicht etwas zu sehr mit klaren "Sampleabgrenzungen" versehen), dann "stammesgemäßes Getrommel", welches leicht martialisch seinen eigenen Weg bereitet. Wieder ein Wechsel, ein Rufhorn ist zu hören und liefert sich ein "Gefecht" mit den hallenden "Kriegstrommeln", bevor diese für kurze Zeit wieder die Führung übernehmen, dann aber dem schwarzmetallischen Klanggewand Platz machen. Also möge man fast sagen, etwa acht Minuten Einleitung, bevor es metallisch wüten. Vielleicht etwas zu lange aber sicherlich in der Intention des Künstlers. Die (Gitarren-)Riffs sind sehr melodisch gehalten (ähnlich wie auch im kommenden Album, Rezension schon bei uns vorhanden), allerdings klingen sie hier wesentlich dreckiger, gemeiner und insgesamt fieser. Das Stimmwerk orientiert sich an einem keifend-krächzenderen Vorbild und wird teilweise von etwas Nachhall unterstützt, außerdem scheint bei etwa 14 Minuten gezielt ein "Call & Response"- Verfahren zwischen zwei Stimmtypen genutzt worden zu sein. Die Schlagzeugarbeit wurde dem Konstrukt gut angepasst und reagiert immer auf die genutzten Tempi und Strophenwechsel - an Abwechslung wurde trotz der Titellänge gedacht. Auffallend ist der Entschluß von B. Sturmfels, nach der Einleitung konsequent an einer Black Metal-Komposition festgehalten zu haben, es gibt keine weiteren Zwischenspiele oder Pausen mehr, nur noch melodiegestützten Metal der düsteren Machart.

Nightforest, eine Projekt der Musiker "Taranis", "Svart" und "Da-Vite" steuerten den zweiten und letzten Beitrag dieses Gemeinschaftstonträgers bei. Hier wird sofort auf schwarzmetallische Weise losgelegt, vom ersten Ton fühle ich mit etwas an "Nargaroth" oder auch "Vlad Tepes" erinnert, jedoch ohne die von den LLN bekannte arge "Lo-Fi" Produktion. Die Bass-Drum wurde hier auf eine positive Art und Weise hervorgehoben, der gesamte Mix passt einfach (für mich). Allgemein sind die Schlagzeug-Teile als "treibend" aber nicht zu vordergründig zu empfinden, während die Gitarren mit ähnlich melodischem Tremolo-Riffing aufwarten wie bei "The Eternal Path of Sorrow" von "Garden of Grief". Allerdings gibt es hier trotz dem nicht vorhandenen Intro ein Zwischenspiel nach etwa 5 Minuten Spielzeit. Geführt von akkustischer Gitarre und untermalt von Naturgeräuschen (Wind und Waldkauz) - was vielleicht schon etwas sehr zum Träumen einlädt - führt diese "Brücke" nach einiger unhektischer Zeit zu weiterem schwarzmetallischem Tonwerk, ohne jede Hektik. Leider ist ab dieser Passage der treibende Schlagzeugklang verloren gegangen, die Becken sind absolut im Vordergrund. Dies mag zwar Absicht der Band sein, sorgt aber für Einbußen im (persönlichen) Klangerlebnis. Nach etwa 14 1/2 Minuten erwartet den Hörer ein erneuter, aber absolut unerwarteter Wechsel. Der Gesamtklang trägt ein völlig neues Gewandt, auch wenn an der Spielweise im Großen und Ganzen festgehalten wurde. Was von den E-Gitarren geboten wird, wirkt etwas hintergründiger und atmosphärisch angehaucht. Der Gesang kämpft sich etwas in den Vordergrund. Ebenfalls wurde mit Klangausschnitten experimentiert und die akkustische Gitarre bringt sich letztlich auch noch einmal melodiös und abwechslungsreich ein, bevor sie einer nur leicht angezerrten E-Gitarre weicht, die schlußendlich das Outro in ähnlicher Spielmanier darbietet. Insgesamt hat man hiermit eine abwechslungsreiche Komposition auf einen Silberling gepresst, mal harsch, mal sanft und verträumt, ruhig, laut, atmosphärisch, von allem ist etwas zu vernehmen. Freunde der Abwechslung werden ihre Freude daran haben, wer auf pures Geboltze steht wird vielleicht die Zwischenspiele und das Outro übergehen.

Beide Bands haben sich nicht mit einem schmalen Klanggewand begnügt, am Gesamtklang gibt es nur sehr wenig zu mäkeln. Keine hektischen Umbrüche, keine überstürtzten "Breakdowns" die viel zu sehr in Mode sind, überhaupt wurde nichts auf aktuelle Trends gesetzt, sondern an einer "schwarzmetallischen Vision" festgehalten. Melodien sind keine Mangelware, dennoch gibt's auch etwas auf die Ohren.

Spurenliste:
01 Garden of Grief – The Eternal Path of Sorrow (30:51)
02 Nightforest - Where Rain and Thunder Reign (30:31)

Subjektive Bewertung:
Eine "Song by Song"-Bewertung ist sicherlich seit einiger Zeit nicht meine übliche Vorgehensweise, doch bei einer Split dieser Art scheint sie angebracht. Erstaunlich, dass man über gerade mal zwei Titel doch so viel schreiben kann. Insgesamt ist das Material absolut in Ordnung, dennoch nicht zu außergewöhnlich. Die Länge beider Beiträge ist dennoch beispielhaft dafür, dass nicht jedes Riff tausendmal wiederholt werden muß um lange Kompositionen vorzuragen. "Garden of Grief" bringt nach wie vor interessante und immer harmonische Riffwechsel ein, die sich auch gut einprägen lassen und absolut überzeugend zu gefallen wissen, trotz keiner Neuerfindung des "Black Metal". Das Hauptstück (ohne die Einleitung) hat sich auf jeden Fall für meinen Geschmack bewährt und weiß zu gefallen.
Nightforest wussten ebenfalls zu begeistern und die leichte Ähnlichkeit mit Vlad Tepes (die ich zumindest persönlich zu hören glaubte) erhält von mir deutliche Bonuspunkte - dreckig, finster und dennoch mit Melodieanteil. Der Anfang ist wie dafür gemacht, das Stück allein oder in kleiner Runde nachts im Wald zu hören (womit der Name Nightforest praktischerweise auch passend gewählt wurde). Der klangtechnische und etwas unerwartete Umschwung im Stück ist verzeihbar, bedenkt man die Länge und Art des Songs.

Ebenfalls in persönlicher Sache:
Bei solchen Reviews fragt man sich im Endeffekt, warum es dennoch so viele uninteressante Veröffentlichungen gibt, wenn der "Untergrund" auch solche Werke auf die Beine stellen kann, die wahrscheinlich sehr viele gute Rückmeldungen hervorrufen. Interessenten können auf den MySpace-Seiten ein Ohr riskieren:

Garden of Grief
Nightforest

Erhältlichkeit:
erhältlich (z.B. über das Label "Der neue Weg", unter dem die Split erschienen ist)

Bekannte Erscheinungsformen:
CD

18.02.11, M.V.