Interview: Krew

Todeslaut:
"Grüße Nimrod und Krew! Danke für eure Bereitschaft zu diesem Interview. Ich hoffe ihr verabscheut nicht diese folgende und häufig gestellte Frage: Wie kam es zu Krew? Kannten sich die Mitglieder schon bevor die Band ihr Dasein erlebte? Was treibt euch dazu, solche Musik zu entfesseln, gibt es einen gemeinsamen Nenner? Und schließlich: wieso entschiedest Du dich für den Namen "Krew", bzw. "Krv" oder auch "Blut" ?"

Nimrod:
"Grüß dich! Naja zu Krew kam es, wie es eigentlich immer zu einer Bandgründung kommt. Ich hatte einfach Bock, Black Metal zu machen. Die Mitglieder kannten sich untereinander, manche flüchtig, manche gar nicht. Der gemeinsame Nenner ist natürlich die Leidenschaft für den Black Metal, ohne würde es nicht funktionieren. Es würde einfach nicht gehen wenn jemand in der Band nicht hinter dem Genre stehen würde."
Der Name kam zustande als ich nach einem Namen suchte, der möglichst roh und aggressiv klingt. Da ich im Deutschen nicht fündig wurde, entschied ich mich für einen polnischen Namen. Manche kommen nicht mit der Aussprache zurecht, da sie nicht in der Lage sind es vom englischen „Crew“ zu unterscheiden, wieder andere sprechen es wie „Grave“ aus. Da kamen schon die seltsamsten Namensmutationen zustande. Man spricht es richtig aus wenn man das "W" am Ende durch "FF" ersetzt.

Todeslaut:
"Krew wurde wie man auf der Netzseite lesen kann erst als Soloprojekt gegründet. War der Schritt zur vollständigen Band grundsätzlich geplant oder wurde dieser Weg erst später eingeschlagen?"

Nimrod:
"Ja und Nein. Es war zwar geplant das Ganze zu einer vollständigen Band auszubauen, jedoch habe ich mir anfangs Zeit damit gelassen weitere Bandmitglieder zu suchen. Die Soloprojekt-Phase war eine Phase, in der ich viel mit Sounds und Stimmungen experimentiert habe und das Resultat war der typische Krew-Sound."

Todeslaut:
"Habt ihr schon längere musikalische Erfahrung - vor allem im Bereich der Livemusik - oder standet ihr mit Krew erstmals auf der Bühne?"

Nimrod:
"Es gibt eigentlich keinen in der Band der noch nie mit einer Band live gespielt hat. Wir bestehen also vollständig aus gestandenen Musikern. Die meisten von uns spielen neben Krew noch in weiteren Bands."

Todeslaut:
"Habt ihr direkte musikalische Vorbilder oder Einflüsse, denen ihr auch gerne nacheifern würdet oder Künstler, deren Werke direkt in eure Komposition einwirken?"

Nimrod:
"Nein, ich denke es ist eher eine bestimmte Grundstimmung, der wir nacheifern. Es ist diese klassische, kalte und bedrohliche Atmosphäre die zuerst mit den norwegischen Bands Anfang der 90er aufkam. Aber eine Band so direkt als Inspiration zu nennen kann man nicht, ja man kann nicht mal sagen, dass wir norwegischem Black Metal nacheifern, denn wenn man sich die typischen norwegischen Black Metal Bands aus den 90ern anschaut, so wird man unter ihnen auch Teils große Unterschiede feststellen. Ich meine vergleich mal beispielsweise die frühen Darkthrone mit Emperor. Beide Bands klingen grundverschieden, sind aber beide eben „True Norwegian Black Metal“."

Todeslaut:
"Ähnlich der letzten Frage, welche Bands haben die einzelnen Streiter von "Krew" in ihrer Favoritenliste?"

Nimrod:
"Ich hab' einfach mal bei uns nach einer Top3 rumgefragt, die würde in etwa so aussehen, auch wenn sie sich ab und an natürlich ändert":

Nimrod – Satyricon, Behemoth, Helrunar
Mort – Taake, 1349, Enslaved
Nihilaeus – Urgehal, Inquisition, Watain
Taranis – Burzum, Darkthrone, Turbonegro
Wulfing – Emperor, Mayhem, Satyricon

Todeslaut:
"Hatten die einzelnen Mitglieder eurer Gruppierung schon immer den Wunsch nach einer gemeinsamen Band oder gab es sogar schon frühere Projekte?"

Nimrod:
"Ich habe früher für ein paar Proben mit Mort und Wulfing in einer Band gespielt, bin aber früh wieder ausgestiegen. Die anderen kannte ich von ihren diversen anderen Bands, somit lag es für mich nahe, sie anzusprechen, als ich mich entschied eine feste Band daraus zu machen."

Todeslaut:
"Wollt ihr einige bestimmte Ansichten publik machen, d.h. Meinungen äussern oder zumindest wenn auch nur oberflächlich behandeln oder stehen andere Ideen oder Ideale klar im Vordergrund?"

Nimrod:
"Das Ideal ist Satan, die Botschaft ist Dunkelheit. Die Musik wird aus diesen Elementen geformt."

Todeslaut:
"Auf eurer Demo 2010 befindet sich ein Stück namens "In Dialogue with Boron". Welche Gedanken brachten euch zu diesem Stück und zu der Lyrik?"

Nimrod:
"Die lyrische Idee dahinter war ein Song, der die Thematik des personifizierten Todes umschreibt, also an sich eine sehr klassische Sache. Beim Schreiben des Refrains kam ich aber nicht weiter, da mir die typischen Umschreibungen für den Tod nicht gefallen haben. Also bin ich ein wenig weitergegangen und habe in irgendeinem Rollenspielsystem den Gott „Boron“ entdeckt, der eigentlich ziemlich deckungsgleich mit eben der Idee eines personifizierten Todes ist. Das Wort „Boron“ war das, was mir noch zum perfekten Refrain gefehlt hat. Die Zeilen „I am Boron, lord of the quiet. I am Boron, demise of light“ drücken genau das aus was ich mir vorgestellt hatte und bleiben im Ohr. Anzumerken ist vielleicht noch, dass ich mir sogar beim Songtitel noch weiter künstlerische Freiheiten gegönnt habe, denn es handelt sich eigentlich um keinen Dialog, sondern um einen Monolog, da der komplette Song aus des Totengottes Sicht erzählt wird.
Mir ist klar die ultrakonservative Trvenessfraktion gleich zu weinen anfängt sobald man sich an einem Namen aus einem Rollenspiel bedient, aber die können von mir aus in ihren Kinderzimmern so viel rumkotzen wie sie wollen. Zur Beruhigung dürfen sie dann eine Gorgoroth Platte auflegen und sich fragen wie die auf ihren Bandnamen gekommen sind. Oder Burzum, dessen Cover des Debüts und des Nachfolgers „Det Som Engang Var“ ebenfalls aus der Rollenspielwelt kommen, genauso wie der Bandname selbst den selben Ursprung hat wie der von tausend anderen Black Metal Bands, nämlich aus dem Herr der Ringe. Und trotzdem sind sie Kvlt. Prost ihr Scheißefresser!"

Todeslaut:
"Da Black Metal sich auch mit Okkultismus beschäftigt, wie ist eure Haltung dazu oder zur Religion allgemein?"

Nimrod:
"Black Metal ist Okkultismus. Black Metal ist gegen das Christentum und gegen die dadurch beeinflusste Gesellschaft. Jeder der was anderes behauptet redet nicht von Black Metal."

Todeslaut:
"Welche Themen werden sowohl bei den bisher veröffentlichten Stücken und auch in Zukunft eine Rolle spielen?"

Nimrod:
"Natürlich Okkultismus, Satanismus, Ritualismus usw. Anzumerken ist vielleicht, dass falls unsere Texte mal einen zeitlichen Bezug haben, dieser immer im Mittelalter angesiedelt ist, wie z.B. bei dem Song „Inclusus“, der den Mythos des Codex Gigas aufgreift. Ihr werdet es nie erleben, dass ich mal einen Text schreibe, der bspw. im zweiten Weltkrieg spielt."

Todeslaut:
"Du hast eben erwähnt, dass Du die Handlungen deiner Texte nicht in moderneren Zeiten ansiedeln möchtest. Liegt das daran, dass in Deiner Lyrik die Stimmung oder Faszination der Historik und Geschichte in den Vordergrund treten sollen, oder hat das einen ganz anderen Grund?"

Nimrod:
"Ich war schon immer fasziniert vom dunklen Mittelalter. Ich meine es heißt nicht umsonst „dunkles“ Mittelalter. In diesen Zeitabschnitten passierten Grausamkeiten, die bis heute kaum vorstellbar sind, wobei natürlich viele davon von der Kirche ausgingen. Ich denke aus den Überlieferungen kann man bis heute noch genug Inspiration für gute Songtexte schöpfen, solange man nicht immer auf den gleichen ausgelutschten Themen rumreitet.
Jüngere Geschichte fasziniert mich nicht annähernd so sehr. Es gibt natürlich immer noch genug Grausamkeiten, aber keine die mich sonderlich inspirieren würden. Es fehlt an Atmosphäre."

Todeslaut:
"Was fasziniert euch insgesamt an der Lyrik die ihr bisher geboten habt und solche, die in Zukunft noch folgen soll?"

Nimrod:
"Ich denke im Black Metal hat der Gesang nicht die gleiche tragende Rolle wie in anderen Genres, wo der Gesang herausragt und nur vom Rest begleitet wird. Der Gesang wird im extremen Bereich eher als zusätzliches Instrument benutzt und fügt sich ins Gesamtgefüge ein. Das ist auch gut so, aber viele verleitet diese Tatsache auch dazu, einfach total beschissene Texte zu schreiben und sie möglichst unverständlich zu kreischen, damit keiner merkt wie grottenschlecht diese Texte sind.
Bei Krew habe ich mir von Anfang an selbst die Messlatte ziemlich hoch angesetzt. Die Texte sollen vorzeigbar sein. Deshalb feile ich auch recht lange an den Texten und wähle auch Themen, die noch nicht total ausgelutscht sind, was aber in diesem Genre nicht einfach ist, da man sich in einem ziemlich begrenzten stilistischen Bereich bewegt. Aber bevor mir ein Songtext nicht hundertprozentig gefällt, wird der Song nicht veröffentlicht bzw. live gespielt. Hierbei kenne ich keine halben Sachen.
Mittlerweile beteiligen sich aber auch andere Bandmitglieder am Schreibprozess. Mort hat z.B. für seinen Song „Mass Of Chaos“ auch den Text beigesteuert. Es wird sich zeigen wie das in Zukunft läuft.
Aber zurück zu deiner Frage. Die Faszination eines guten Textes besteht in der Möglichkeit, die komplette Grundstimmung eines Songs zu beeinflussen. Der Text macht eine ohnehin finstere Stimmung noch viel atmosphärischer. Und selbst wenn man nicht alles heraushören kann, so wissen immer noch wir selbst was in unseren Texten passiert und das beeinflusst wiederum auch unser Spiel und unsere Stimmung wenn wir die Songs spielen."

Todeslaut:
"Was würdet ihr gerne an eurer bereits erschienen "Demo 2010" verändern, oder seid ihr mit der Demonstration im Großen und Ganzen zufrieden?"

Nimrod:
"Alles in allem sind wir sehr zufrieden damit. Natürlich denkt man sich danach, dass man noch ein paar Sachen gerne anders gemacht hätte, aber an sich ist das Erbsenzählerei. Und für eine Demo-CD ist sie mehr als vorzeigbar. Das bestätigt auch die Tatsache, dass wir bereits 2/3 der CDs verkauft haben. Ich denke bis zum Winter sollte die Platte ausverkauft sein."

Todeslaut:
"Wie sehen die weiteren Pläne nach der Demo und eurer gestiegenen Bekannheit aus? Ist ein Album voller Länge in Aussicht? Habt ihr möglicherweise schon den Kontakt zu einem "Label" aufgenommen? Oder gibt es sogar Interessenten, die sich an euch gewendet haben?"

Nimrod:
"Wir planen noch dieses Jahr eine Split herauszubringen. Material ist von unserer Seite aus auch schon ausreichend vorhanden. Mit welcher Band zusammen steht aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. Es laufen zwar Gespräche, aber eine konkrete Zusage haben wir noch nicht. Deshalb möchte ich auch noch nicht verraten wer die Kandidaten sind.
Bei den Labels gab es schon ein paar, die uns angeboten haben, dass wir bei ihnen unterkommen könnten, aber ein wirklich vernünftiges Angebot kam noch nicht. Die meisten von denen kann man aber auch nicht wirklich als Label bezeichnen. Für die Split sind wir am überlegen ob wir bei ein paar Labels anfragen, um mit ihnen einen Deal zur Produktion und Vertrieb aushandeln. Aber an sich wäre es für uns auch kein Problem das Ding selbst zu finanzieren und zu vertreiben. Das hat bei der Demo ja auch gut geklappt. Es würde aber natürlich auch auf das Label und die Möglichkeiten, die es uns bietet ankommen."

Todeslaut:
"Demnach würde Krew auch in der Zukunft in Betracht ziehen selbstfinanzierte Tonträger an den Mann zu bringen? Wäre ein Vertrieb - wenn sich ein Passender finden sollte - trotzdem bevorzugt oder eilt es euch damit nicht?"

Nimrod:
"Grundsätzlich finanzieren wir erst mal alles Selbst, einfach nur aus Kontrollgründen. Ganz nach dem Motto „Wenn du willst das etwas richtig gemacht wird, dann mach es selbst!“. Bei einem Label gibt man natürlich einen Teil der Kontrolle ab, hat aber auch weniger Arbeit. Wir sind grade dabei eine Grenze zu überschreiten, bei der der Vertrieb und die Promotion zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Aus diesem Grund haben wir testweise ein Paar CDs zum Vertrieb an „Der Neue Weg – Promotion And Production“ abgegeben, um zu schauen wie es läuft, und bisher sind wir sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Was die Zukunft bringen wird können wir aber nicht genau sagen. Wir wären auf jeden Fall sehr wählerisch bei der Auswahl des Labels."

Todeslaut:
"Mittlerweile ist das "Schwarzmetall" schon sehr verbreitet und auch Einflüsse anderer Stile haben ihren Weg hinein gefunden. Wie könnte man eure Ansicht dazu beschreiben? Was wäre insgesamt im Genre zu tun, um es besser zu formen?"

Nimrod:
"Ich denke das Black Metal sowieso oft ein Gewirr aus verschiedenen Stilen ist. Zum Black Metal wird es erst wenn ein gemeinsamer Nenner gefunden ist, und dieser ist eben die dunkle, okkulte Atmosphäre. Ob das jetzt mit mehr Thrash Elementen oder mehr Rock Elementen passiert ist an sich scheißegal. Hauptsache Satan.
Leider gibt es natürlich immer wieder Kleingeister, die meinen Black Metal ist nur dann Black Metal wenn es haargenau wie auf der „Blaze In The Northern Sky“ oder der „Filosofem“ klingt. Aber das sind Leute, die von ihren Muttis die Venom Patches auf ihre Kutten genäht bekommen. Also was soll ich mich um die Meinung des Pöbels kümmern?"

Todeslaut:
"Die letzten Worte gehören natürlich euch, wenn ihr etwas an die Interessierten verlauten lassen wollt, habt ihr hier die Gelegenheit dazu."

Nimrod:
"Da wir derzeit viel live unterwegs sind, kann ich jedem nur empfehlen mal bei einem Gig vorbeizukommen. Es lohnt sich, denn wir herrschen!"

Krew & M.V.
04.07.2011 - Das Interview wurde geführt per E-Mail.