Den Anfang machte die 1997 gegründete, aus Thüringen stammende Band "Prosatanos", welche bisher nur
Demos und einige Splits veröffentlicht hat. Die zutätowierten Musiker wirkten bei der Darbietung ihrer
Musik sehr locker und spielten wohl absichtlich mit dem Feedback, welches ihren Verstärkern öfter mal
entfleuchte. Viele der Stücke waren reich an Geknüppel und boten dafür allerdings nur ab und zu einige
Melodieläufe. Gespielt wurde auch ein Cover des allbekannten Mayhem Song's "Deathcrush".
Aus Frankreich reisten "Nocturnal Depression" an, deren Soundcheck etwas Zeit in Anspruch nahm. Dafür
saß dann zum eigentlichen Auftritt aber auch klangtechnisch alles. Von den Alben her häufig als mittelmäßig
verschrien belehrten die Franzosen so manchen eines besseren, denn bei diesem Auftritt passte einfach
alles. Der Gitarrist welcher zugleich den Gesang leistete spielte mit nur einer Hand an welcher er quasi
nur zwei Finger hatte souverän seine Spuren und auch der Rest der Gruppierung leistete saubere Arbeit. So
brachte sich der Bassist (der aussah als ob er frisch dem Grabe entstiegen wäre) teilweise mit wahnsinnigen
Schreien ein und spielte sein Instrument ebenfalls deutlich vernehmbar. Auch vom Schlagzeuger gibt es Gutes
zu berichten, denn als dieser mal seinen Drumstick zerlegte fiel das im flüssigen Spiel gar nicht auf. Stücke
wie zum Beispiel "Fading Away In The Fog" wurden in voller Länge dargeboten. Die Songs griffen sehr häufig
ineinander über, so dass die Darbietung den Anschein eines einzelnen, langen Liedes erweckte. Auch der Bassist
(der wirkte als sei er frisch dem Grab entstiegen) scheute sich nicht hin und wieder einige Schreie zum Besten
zu geben, vorallem zu Beginn des Auftritts.
Einen überzeugenden Auftritt der alten Schule leisteten "Paragon Belial", bereits 1994 gegründet, dann aber
lange Zeit in den Schatten verschwunden. 2008 erschien dann das erst zweite richtige Album namens "Nosferatu
Sathanis" und die Truppe um Andreas Classen erkämpfte sich wieder den Weg auf die Bühne(n). Geboten wurde
etwas weniger Geknüppel als erwartet, dafür aber eben ein sehr klassischer Klang wie man ihn von frühen
Black-Thrash-Bands kannte. Nicht gerade wenige Besucher waren der Musik sehr zugeneigt und ließen ihre Matten
kreisen. Der Sänger machte außerdem endlich Schluß mit der etwas nervigen Musik, die bereits vorher
unverständlicherweise auf dem Drummonitor dudelte und die Atmosphäre etwas drückte; und er nutzte dafür
wohlgewählte Worte. Insgesamt wurde hier ein einwandfreier Auftritt geboten mit rockigen Einschlägen geboten, bei
dem sich einige Nostalgie breitmachte.
Mächtig auf die Fresse gab es bei "Graupel". Nach dem längeren, dröhnend-tiefen Intro legte die Band mit ihrem
Schwarzmetall los, wobei sie diesmal weniger Wert auf atmosphärische Elemente (wie von einigen Stücken her
bekannt) legte, sondern mehr auf Brachialität und aggressive Knüppelattacken einging. Interessant wirkte auch
die Einheitskleidung, denn jeder Musiker dieser Gruppierung trug ein graus Hemd mit Walknut-Symbol. Im Großen und
Ganzen war es also wirklich kein Auftritt an dem man viel mäkeln könnte, jedoch hätte etwas mehr Abwechslung
in der Setlist bestimmt nicht geschadet.
Aosoth warteten mit Rock- und thrashlastigem Schwarzmetall auf - und erreichten nicht wenige Leute mit
ihren brachialen Klängen. Das Schlagzeugspiel regte immer wieder zum Ausrasten und Headbangen an und die
eingängingen Gitarrenriffs komplettierten das Bild einer richtig rotzigen Black'n'Roll-Kapelle, die wirklich
ankam bei den Besuchern. Die Band übertraf die Klangqualität ihrer Alben sogar noch, da bei ihrem Auftritt
die "berauschende" Stimmung grundsätzlich besser zu fühlen war. Einer der eindeutigen Favoriten des Abends.
Für einige von Ondskapt enttäuschte Seelen retteten "Nehëmah" den Abend. Es wurde gewaltig düster und
Sänger/Bassist Corven wirkte in seiner zerfetzten Robe wie ein Phantom, welches Hymnen von Dunkelheit
und Okkultismus verströmte. Auf eine größere Kostümierung verzichteten die Gitarristen, die in
üblicher "Schwarzmetallertracht" ihren Teil zum Auftritt beitrugen. Der auf der Bühne anwesende und ebenfalls
in eine Robe gehüllte Tastenspieler durfte allerdings nur sehr selten in Einsatz treten, das "Schlüsselbrett"
fand bei dieser Darbietung so gut wie keine Verwendung. Die Atmosphäre hätte an sich bestimmt noch dichter
sein können, doch die vorgetragenen Kompositionen vermittelten einen guten Eindruck von Düsternis als auch
Aggression. Wer die Band noch nicht kannte oder noch nicht vollends überzeugt war erhielt hier eine richtige
Lektion in Sachen Black Metal, noch dazu in fehlerfreiem Spiel. Ein wahrhaft denkwürdiger Auftritt.
Hier das Statement, welches auf der Netzseite des Veranstalters gegeben wurde: "Due to various sort of indirect persecutions against CELESTIA and especially against NOKTU. The organizers team and the venue decided to not let CELESTIA be a part of the festival anymore. It seems that our participation was seen as a potential danger and a political issue. We still try to understand how CELESTIA could expose any political views on stage since it is clear that CELESTIA has really nothing to do with politics of any sort. We wish to apologize to all people who wanted to see Celestia on stage. Sadly, it seems that we will not be able to play in Germany ever and we really regret that. Mainly due to one radical political organization who is trying to destroy the metal culture in Germany. CELESTIA is not the first victim of their gulag censorship and certainly not the last one."
Die Veranstalter gaben an, dass die Nacht der drohenden Schatten eine völlig unpolitische Veranstaltung sei, was wir als 100% glaubwürdig erachten.
Auf dem Konzert selbst waren wenige scheinbar im extremen rechten Sektor residierende Subjekte anwesend. Dennoch gab es einige, die ihre politische Gesinnung offen zeigten, sei es durch tragen eindeutiger Patches unterschiedlicher Gruppierungen mit NS-Einstellung oder ähnlichen Verbindungen (während Absurd-Aufnäher nicht selten auch von unpolitischen (Schwarz-)Metallern getragen werden, verhält es sich bei Gruppen wie zum Beispiel den griechischen "Der Stürmer" etwas anders) oder "Gegröhle" vor der Bühne. Man kann nur hoffen das sich "unsere Szene" in Zukunft noch härter von dem geistigen Abfall diverser Einzelner abzugrenzen weiß.
Örtlichkeit:
Wie die Jahre zuvor fand die Nacht der drohenden Schatten auch wieder im MusikKulturZentrum Halle 101 in
Speyer statt. Dieses mal war der Platz (40 auf 13 Meter) allerdings gerade noch ausreichend, da mehr Besucher
als vom Veranstalter erwartet eingetroffen waren. Stellenweise herrschte also etwas Gedränge, doch es gab
immer ein Durchkommen.
Die in die Halle integrierte Bar war gut zu erreichen, doch die überwiegend weibliche Bedienung hatte alle
Hände voll zu tun die massigen Bestellungen abzuarbeiten. Als dann einmal kein Bier floss war der Andrang
logischerweise einige Zeit kaum in zufriedenstellender Zeit zu befriedigen.
Ein Dank für einige Fotos gebührt Thyrm.
Subjektive Bewertung:
Es war eine interessante Nacht der drohenden Schatten mit wenigen Ausfällen und einigen wirklich
gelungenen Auftritten.
Verweise:
http://drohende-schatten.de/
http://www.halle-101.de
18.04.09, M.V.